Neues aus Berlin: Suffizienz und Wohnen
Unter dem Titel „Suffizientes Wohnen“ erarbeiten die Berliner Grünen derzeit Vorschläge zu einer bedarfs- und klimagerechten Verteilung von Wohnraum. In Arbeitsgruppen werden dabei zum Beispiel Aufstockungspotenziale – und damit städtebauliche Verdichtung – ohne Neuversiegelung untersucht und der Umbau im Bestand vor dem Hintergrund der älter werdenden Bevölkerung und einer wachsenden Zahl an Migrant*innen beleuchtet.
Ein Ansatz, der dabei untersucht wird: Das radikale Einschränken von Neubauten und höhere Hürden für den Abriss, um (Zitat) „innerhalb des neuen politischen Rahmens bessere Lösungen für die Verteilung von Wohnraum zu finden.“
Eine weitere Überlegung der Berliner Grünen geht in Richtung Effizienz. Im Bestand könnten oft mehr Menschen auf derselben Wohnfläche wohnen. Ein Beispiel dafür sind Einliegerwohnungen, der Umbau von Häusern (z.B. aus Einfamilienhäusern Mehrfamilienhäuser machen) und Eigentumswohnungen. Dies wäre zwar zunächst mit Investitionen verbunden, die könnten aber mit Förderungen abgefedert werden.
Um rechtliche Rahmenbedingungen zu verbessern, schlagen zum Beispiel architects for future eine UMbauordnung vor. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sind altersgerechte Umbauten im Bestand ebenfalls wichtig. Solche müssen aktuell von Eigentümer*innen genehmigt werden (und sie können den Rückbau fordern), hier könnten rechtliche Regelungen und finanzielle Förderung Umbauten für Mieter*innen erleichtern.
Eine weitere Überlegung: Die Gründung von Wohngemeinschaften und die Untervermietung zu vereinfachen und begleiten. Untervermietungen werden oft von Vermieter*innen untersagt und Gemeinschaften von Mieter*innen haben es oft schwerer auf dem Wohnungsmarkt als einzelne Gutverdienende. Rechtliche Regelungen sowie Beratungs- und Vermittlungsstellen könnten hier helfen, auch leichterer Zugang zu Rechtsschutz. Der Anspruch an Untervermietung könnte gestärkt und der Untervermietungszuschlag könnte angegangen werden.
Ein anderer Ansatz liegt darin, älter werdende Menschen möglichst früh für die altersgerechte Wohnung zu begeistern, denn viele ältere Menschen wohnen auf großer Fläche. Gerade bei Nachverdichtung könnte ein altersgerechter und barrierearmer Wohnraum geschaffen werden – wenn nötig durch gesetzlichen Zwang – und im Rahmen von Umzügen innerhalb des Wohnblocks auch gleich Anreize für die Verkleinerung des Wohnraums angestrebt werden.
Der Wohnungstausch soll nach den Vorstellungen der Berliner Grünen gefördert werden, unter der Voraussetzung, dass die Mieter*innen möglichst im Quartier bleiben und bei der Übersiedlung sozial begleitet werden.
Weitere Ideen: Tiny Flats, also die bereits vorhandenen innovativen Konzepte von hoher Lebensqualität auf wenig Raum umzusetzen, oder die Umnutzung von Gewerbeflächen, flexible und temporäre Nutzungen im Bestand ermöglichen, Leerstand und Zweckentfremdung bekämpfen oder auch eine Zweitwohnungssteuer einführen.
Martin Grabler
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