Wie wohnen im Alter?
von Dieter Scholz.
Lebenszufriedenheit, Lebensqualität im Alter hängt in hohem Maße von den Wohnverhältnissen ab. Neben der Leistbarkeit spielen viele kleinere, im Alter beschwerliche Umstände eine große Rolle. Wer denkt schon in jüngeren Jahren daran, die Wohnung z.B. stufenfrei zu adaptieren? Eine Dusche ohne Stufe spielt dann schon eine größere Rolle, breit, mit dem Rollstuhl befahrbar.
Im Studienverlag erschien kürzlich der „Wohnmonitor Alter 2018“ zu dessen
Herausgebern Soziologie-Professor Franz Kolland gehört. „…Die Barrierefreiheit
der Wohnung ist ein bedeutender Einflussfaktor für die Zufriedenheit in der
eigenen Wohnung.“ Treppen, Türen, Bodenschwellen“ sowie Duschtassen oder auch zu enge Räume
werden zu Hindernissen. Das Leben in der eigenen Wohnung wird beschwerlich.
Auch hohe Kästen reduzieren die Selbständigkeit. Wer mit offenen Augen
diesbezüglich durch seine Wohnung geht, wird reichlich zukünftige
Einschränkungen entdecken.
Stichprobenuntersuchungen ergaben, dass nur 16% in Österreich in einer barrierefreien
Wohnung leben, 37% in einer nicht barrierefreien; in den restlichen 47% der
Wohnungen bestehen teilweise Barrieren.
Da sich im Alter der Aktionsradius ändert, gleichzeitig aber die Bereitschaft
zu Veränderungen sinkt (wer mit 70+ möchte noch zwei Monate Handwerker samt
Umräummühseligkeiten in der Wohnung erleben), gilt es hier rechtzeitig
anzusetzen, um den betagten BewohnerInnen das Leben in der eigenen Wohnung, im
gewohnten sozialen Umfeld zu ermöglichen.
Ein Umbau bedeutet allerdings nicht geringe Kosten.
In Schweden gibt es ein Gesetz, das staatliche Unterstützung für die
altersgerechte Umgestaltung der Wohnung regelt. Sozialpolitisch natürlich eine
sinnvolle Investition, da damit das Bleiben in dem eigenen Zuhause viel länger
möglich ist. Soziologie-Professor Kolland meint allerdings, dass der Aufbau
einer systematischen Wohnberatung für ältere Menschen das Wichtigste sei. Es
fehlen einfach Orte, an denen zuverlässige Antworten auf die wichtigsten Fragen
des Wohnens „im dritten und vierten Lebensabschnitt“ gegeben werden. Denn natürlich gibt es nicht nur ein gültiges
Rezept. Es muss die „Heterogenität des Alters“ berücksichtigt werden.
Hier scheint uns dringend Handlungsbedarf. Leistbar alleine ist zu wenig.