Geflüchtete aus der Ukraine und der Wiener Wohnungsmarkt

Wie viele Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine sich längerfristig in Österreich aufhalten werden ist naturgemäß schwer zu schätzen. Experten rechnen mit bis zu 200.000 Menschen, die wohnersorgt werden müssen (Quelle: awblog.at/ukraine-gefluechtete-am-wiener-wohnungsmarkt/), mehr als ein Drittel davon schulpflichtige Kinder und Jugendliche.

Die vereinzelt zu beobachtenden teuren Autos mit ukrainischem Kennzeichen vermitteln auf den ersten Blick ein verzerrtes Bild: Die wirtschaftliche Situation in der Ukraine war auch schon vor dem Krieg deutlich unter dem Niveau Österreichs, die große Mehrheit der ukrainischen Flüchtlinge in Österreich lebt an der Armutsgrenze beziehungsweise darunter.    

Dieselben Quelle der Arbeiterkammer wie oben liefert trockene Zahlen: Eine Neubauwohnung kostet in Wien derzeit rund 6.400 Euro pro Quadratmeter, die Durchschnittsmiete liegt bei zwölf Euro. Preise, die sich die Mehrzahl der Geflüchteten schlichtweg nicht leisten können. 

Gemeindebauten bleiben den Geflüchteten verwehrt, ohne durchgängigen Hauptwohnsitz in Wien über die letzten zwei Jahre gibt es kein Wohnticket, subsidiär Schutzberechtigte sind ohnedies generell vom Zugang ausgenommen.

Also bleibt nur der private Mietwohnungsmarkt, oft in rechtlich bedenklichen Untermietkonstruktionen, geprägt von baulichen Mängeln, Überbelag, diversen Abhängigkeiten und fehlendem Kündigungsschutz.

Wie soll es langfristig weiter gehen? Die AK listet in ihrem Blog fünf Punkte auf: Sozialverpflichtung von privaten Wohnbauträgern, Leerstandmobilisierung, eine neue Wohnbauoffensive im geförderten Segment, erleichterter Zugang zum geförderten Wohnbau und Möglichkeiten eines sozialen Wohnungspools ausloten.  

Es liegt nicht daran, dass zu wenig gebaut wird in Wien. Der derzeitige Wohnbauboom muss schlichtweg besser gelenkt werden.

Martin Grabler und Dieter Scholz

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