Adäquates Wohnen in Wien

von Dieter Scholz

Um Wien für Fach- und Spitzenkräfte attraktiv zu halten – ein wesentlicher Faktor für eine qualitativ hochstehende Wirtschaftsentwicklung – spielen naturgemäß auch die Lebenshaltungskosten eine große Rolle. Einen hohen Anteil an den Ausgaben betrifft die Mieten.

Nestpick, eine deutsche Immobilienplattform, hat die Mietpreise in 700 Stadtteilen von 50 globalen Städten miteinander verglichen. Das ergibt für Wien interessante Zahlen. . Um adäquat wohnen zu können – adäquat bedeutet, daß maximal 30% des Einkommens für die Miete verwendet werden und 70% für die Lebenshaltung bleiben, muß eine Familie für eine 105m² Wohnung ein Haushaltseinkommen von 3.600€ aufbringen. Die 30% stammen vom Statistischen Dienst der Vereinigten Staaten (1981 eingeführt), sicherlich auch eine gute Richtlinie für die Grünen Forderungen nach leistbarem Wohnraum. Eine auch für neoliberale Gläubige eine unverfängliche Quelle.

30% von 3600€ sind 1080€. Laut dieser Untersuchung bekommt man in Wien nur in Penzing eine adäquate Wohnung. Näher am Zentrum sind Haushaltseinkommen von mehr als 4000€ notwendig, in den Bezirken 1, 6, 19 und 20 schon über 5000€. Die Wieden liegt mit 4746€ am achten Platz. Singles müssen für eine 50m2 Wohnung auf der Wieden 2277€ verdienen. Dabei liegt Wien im internationalen Mietenvergleich an der 389. Stelle. Was für die Wohnungssuchenden kein Trost ist.

Auch diese Studie (Quelle: Die Presse) zeigt ein weiteres Mal, wie wichtig hier Veränderungen im Mietrecht sind. Eine schon oft genannte Forderung ist, das Mietrechtsgesetz dahingehend zu ändern, dass die eher willkürlichen Grenzen der Anwendbarkeit (Bauten vor 1945/53) regelmäßig angepasst werden, z.B. als Grenze den Zeitraum Abschreibungszeit oder auf 30 Jahre, ausgehend von der Errichtung. Man muss dabei ja nicht so weit gehen wie in Berlin, wo eine Initiative ein Volksbegehren starten will, das die Vergesellschaftung großer Unternehmen zum Ziel hat, die in der Stadt mehr als 3000 Wohnungen in ihrem Bestand haben. Deutsches Wohnen z.B., ein Branchenriese, besitzt mehr als 115.000 Wohnungen in Berlin und Umgebung. Er sorgt wegen Mieterhöhungen immer wieder für berechtigte Empörung. Dazu passen auch die Renditeziele des Wohnungskonzerns Vonovia: 7% für alle Investitionen im Wohnungsbereich.

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