Wem gehört die Stadt?

Christoph Trautvetter & Philipp P. Metzger präsentierten am 30. Juni 2021 eine Analyse der Eigentümergruppen und ihrer Geschäftspraktiken auf dem Berliner Immobilienmarkt, organisiert und moderiert von Selim Banabak, Leonhard Plank und Justin Kadi, alle von der TU Wien.

Im Mittelpunkt stand dabei die Frage nach den Eigentümer*innen von Boden und Gebäuden in Deutschland. Sie stellt sich, wenn Verwaltung und Politik über das Vorkaufsrecht in Milieuschutzgebieten und bei landwirtschaftlicher Fläche entscheiden oder mit Investor*innen verhandeln. Die Frage nach den Eigentümer*innen und deren Geschäftspraktiken stellt sich aber auch angesichts von Mietsteigerungen und Verdrängungsdruck in vielen deutschen Städten. Besonders virulent sind die Problemlagen in Berlin.

Für politische Antworten auf die grundlegende Frage: „Wem gehört die Stadt?“ fehlen derzeit noch aussagekräftige Daten. Als erster wichtiger Beitrag zum Schließen dieser Lücke dient diese Studie in Berlin, die sich auf unterschiedliche Datenquellen stützt – jahrelange Detailarbeit von Mieter*innen und Journalist*innen zu tausenden Einzelfällen über eigene Recherchen zu hunderten Eigentümer*innen in weltweiten Firmenregistern und Finanzberichten bis zu Daten aus offiziellen Statistiken und kommerziellen Datenbanken reichen.

Daraus ergibt sich ein grobes Bild der Eigentümerstruktur auf dem Berliner Immobilienmarkt und wichtige Erkenntnisse für die demokratische Meinungsbildung zu zentralen Fragen, die von Geldwäsche-Risiken bis zur Rolle von institutionellen Investor*innen, die auf der Suche nach Anlageobjekten für die private Rentenvorsorge am Wohnungsmarkt aktiv sind.

Das Projekt „Wem gehört die Stadt?“ soll dazu beitragen, die Geschäftsmodelle und Praktiken der Wohnungsunternehmen aufzudecken und Mieter*innen und Initiativen bei der Suche nach Ihrem Vermieter und der Antwort auf die Frage, wie sich der finanzialisierte Wohnungsmarkt vor der eigenen Haustür auswirkt, zu begleiten. (Finanzialisierung, abgeleitet aus dem englischen Wort financialisation, wird definiert als die tatsächliche oder empfundene Tendenz eines kapitalistischen Systems hin zu einer zunehmenden Bedeutung bzw. Dominanz des Finanzsektors gegenüber anderen Bereichen dieses Systems)

Christoph Trautvetter ist externer Projektleiter des Projekts „RLS-Cities. Wem gehört die Stadt?“ der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Er ist Public-Policy-Experte und Referent des Netzwerks Steuergerechtigkeit. Er arbeitet daran, die Mehrheit der Steuerzahler*innen und Mieter*innen gegen die Minderheit der Steuervermeider*innen sowie aggressive Immobilieninvestoren und Profiteure von illegitimen Finanzströmen zu mobilisieren. Er hat unter anderem als forensischer Sonderprüfer für die KPMG AG, im Haushaltausschuss des Europaparlaments und als Fellow bei Teach First Deutschland gearbeitet. Christoph Trautvetter hat einen Master of Public Policy von der Hertie School of Governance und einen Bachelor of Arts (Philosophy & Economics) von der Universität Bayreuth.

Philipp P. Metzger studierte Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt und promovierte anschließen im Fachbereich Politikwissenschaft an der Universität Wien. Während seiner Promotion war er Stipendiat der Rosa Luxemburg Stiftung und Dozent am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien. Seine Arbeitsschwerpunkte sind materialistische Staats- und Ökonomiekritik sowie insbesondere Finanzalisierung und kritische Wohnungsmarktforschung.

Peter Bleier und Martin Grabler

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