Berlin zieht`s durch: Mietendeckel für 1,5 Millionen Berliner Wohnungen
Von Dieter Scholz: Die rot-rot-grüne Regierung in Berlin hat
sich darauf geeinigt, die Mieten auf fünf Jahre einzufrieren. „Ein Akt der
Notwehr,“ wie Katrin Schmidberger (Grüne, Berlin) bei einer Veranstaltung der
AG BO04 Leistbares Wohnen sagte. Der Mietendeckel soll für rund 1,5 Millionen
Wohnungen gelten, ab 2022 gibt es die Möglichkeit eines Inflationsausgleiches
von 1,3%. Modernisierungsmaßnahmen dürfen ohne Genehmigung nur für 1€/m2 und
Monat auf die Mieter umgelegt werden. Für darüber hinausgehende Modernisierungskosten
von maximal einem weiteren Euro sollen Förderprogramme genutzt werden.
Wuchermieten von über 120% einer im Gesetzesentwurf enthaltenen Tabelle sollen
auf diese 120% abgesenkt werden. Berücksichtigt werden Zu- und Abschläge je
nach Lage der Wohnung. Bei der Wiedervermietung gilt die Vormiete, falls diese
höher ist, die Tabellenmiete.
Ausnahme: Gebäude, die nach 2014 gebaut wurden.
Anfang 2020 soll das Gesetz in Kraft treten und rückwirkend ab 18. Juni 2019
gelten.
Natürlich gab es den üblichen Aufschrei der Eigentumsfetischisten: CDU- Bundestagsabgeordneter Jan-Marko Liczak sprach von Planwirtschaft, verfassungswidrigem Eingriff ins Eigentum, Hamburgs Bürgermeister Peter Tenschentscher davon, dass Enteignungen und Mietenstopp die Investitionsbereitschaft für den Mietwohnungsbau untergraben. Zustimmung kam vom Mieterverein. Dieser lobte die Einigung als historisch.
Die weitere Entwicklung wird zeigen, inwieweit dieses Gesetz
ein weiterer Baustein zu leistbarem Wohnen darstellt. Immerhin macht es sehr
deutlich, dass der „Wohnungsmarkt“, da“ Grund und Boden nicht nachwachsen“ (GR
Peter Kraus, Grüne) nicht beliebig
vermehrbar sind, kein Markt im Sinne der neoliberalen Glaubensgemeinschaft sein
kann.
Quelle: Wiener Zeitung 22.
10. 2019