Wohnungsnot: USA und das „public housing“

Eine Meldung der NY Times mit Wienbezug.

Eines der vielen Probleme, die auf Joe Biden kommen zukommen, ist die zu erwartende Delogierungs- bzw. Hausverlustwelle. Durch die wirtschaftliche Krise wird erwartet, dass bis zu 40 Millionen US-Haushalte ihre Unterkunft verlieren werden.

Eines der Hauptprobleme, das ein „public housing“ Programm seit langem verhindert, ist ein 22 Jahre alter Zusatz zum Housing Act von 1937,  das Faircloth Amendment. Es stammt aus einer Zeit, da das Konzept von Sozialwohnungen ein vielfach abgelehntes Projekt mit geringer Reputation war. Es verhindert jeglichen Zuwachs im „public housing“. 

In den letzten Jahren gab es viele Versuche wie den „New Green Deal and Homes for all Act“, aber alle Versuche der Demokratischen Mehrheit des Repräsentantenhauses scheiterten an der republikanischen Mehrheit im Senat. Selbst als Zusatz zum 1,5 Billionen Infrastrukturplan (Ocasio-Cortez) blieb im Senat einfach unbehandelt.

Seit den 90iger Jahren wurden in Den USA etwa 250 000 Sozialwohnungen abgerissen, denn die Idee galt als zu links, unattraktiv und als gescheitert. Als Ersatz wurden Wohnunterstützungschecks ausgegeben, die aber nur mehr prekäre und instabile Zustande schufen.

Seit den 2010er Jahren sind auch in den USA die Mieten enorm gestiegen, nicht zuletzt durch Gentrifizierung von bisher vernachlässigten Wohnvierteln durch wohlhabende Zuzügler – eine uns wohlbekannte Situation. Bauprojekte von günstigen Wohnungen wurden politisch blockiert, dafür bauten die Immobilienheuschrecken Hochhäuser mit teuren Mietwohnungen (erinnert an diverse Projekte in Wien, z.B. in Kagran).

Zur Zeit der großen Wirtschaftskrise in den 30igern schuf Franklin Roosevelt die Federal Housing Division mit dem einfachen Konzept: Gebt den Leuten einen günstigen Platz zu leben, dann wird das auch Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung haben. Obwohl das Konzept gut finanziert war, gab es Probleme. Günstige kleine Wohneinheiten wurden abgerissen und durch riesige monolithische Gebäude ersetzt, die bis heute „public housing“ repräsentieren – mit der Konsequenz von rassischer Trennung und anonymen Wohneinheiten.

Weiters gab es nicht genügend finanzielle Unterstützung, um die Häuser zu erhalten, wodurch Verslumung eintrat. Regierungen hatten (Stichwort „Kommunismus“) regelmäßig die Gelder gekürzt. Alleine die Renovierungskosten der New Yorker Sozialwohnungskomplexe wird auf 68,5 Milliarden US$ geschätzt.

Einfacher wäre die Streichung des Faircloth Admentmends, denn dann könnten wieder Neubauten, echte Sozialwohnungen errichtet werden, analog wie in Singapur und Wien. Zum Unterschied von anderen Städten verkauft Wien nicht so schnell Grund und Boden. Außerdem werden die Gemeindebauten von der Stadt verwaltet, was zu so geringen Mieten für kleine (smart) Wohnungen von $350 führt. Genau dieses Vorbild empfiehlt Ross Barkan, der Autor dieses Kommentars der New York Times vom 7. Jänner 2021.

Was macht hingegen die neue Wiener Stadtregierung? Sie baut kümmerliche 1000 Wohnungen pro Jahr. 

Dieter Scholz

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