Co-Housing, vulgo Alten-WG, Lebensform im Alter

von Dieter Scholz

Wenn man heutzutage in Medien über das Alter liest, kreisen die Darstellungen um Belastung des Pensionssystems, des Gesundheitssystems und Pflege. Die Phase des Alters gilt also als ein die Gesellschaft belastendes Dauersiechtum, das unweigerlich ins Pflegeheim führt und da nur schleppend ein Ende findet.
Dabei ist eines der größten Probleme in unserer Gesellschaft im Alter die Einsamkeit mit allen ihren psychischen Folgen.

Erstaunlicherweise ist nur selten von neuen Wohnformen, pfiffiger einfallsreicher Architektur die Rede. Gemeint sind nicht rollstuhlgängige Toiletten, Pflegebett gerechte Türen oder allerorts Rampen, das sollte eine Selbstverständlichkeit sein, sondern fortschrittliche Wohnprojekte, die den speziellen Bedürfnissen gemeinsam lebender alter Menschen gerecht werden. Das Co-Housing. Eine Wohnform, die in London schon seit 1989 existiert und auch in Dänemark und den Niederlanden zusehends als neue Wohnform im Alter etabliert ist. Zwar hat da jede Bewohnerin, jeder Bewohner noch seine kleine private Wohneinheit, aber wichtig wurden die gemeinschaftlich genutzten Räume, wie großer Aufenthaltsraum, Küche, Waschküche und eventuell sogar ein Gemeinschaftsgarten. Hier wird das Private mit dem Gemeinsamen verknüpft.

Ein solches Projekt in London ist das OWCH, das „Older Women´s Co-Housing (www.owch.org.uk, empfehlenswert). Wie auch vermehrt gemeinschaftliches Bauen der etablierten mittleren Generation üblich wird, hat auch dieses Projekt als Pionier ein gemeinschaftliches Bauen benötigt. Und klar, das sind Projekte, die in dieser Frühphase etliches an Finanzkraft benötigen und eine entsprechende Rüstigkeit voraussetzen. Männer sind nur als Gäste zugelassen, denn „Gäbe es hier auch Kerle, würden die womöglich das Kommando übernehmen.“ Die Damen waren verheiratet („Gut, das haben wir hinter uns…“).

Mit dem Auslaufen des 20sten Jahrhundert ist vorerst mit dem Altwerden der Babyboomer die Zeit der Alten angebrochen. 2030 werden 25% der BewohnerInnen in Österreich über 65 Jahren sein. Es gibt Berechnungen des Fachmagazins „A3Bau“( http://www.a3bau.at/), dass österreichweit bis 2029 etwa 87.000 Wohneinheiten für betreutes Wohnen gebraucht werden, eine Investitionssumme von 14,5 Milliarden € für altersgerechten Wohnens, also 167 000€ pro Einheit. Co-Housing könnte da allen Beteiligten helfen, die ständig beklagten Kosten für Pflege und Betreuung zusammenzufassen und damit zu reduzieren. Gemeinschaftliches Wohnen der Bevölkerungsgruppe der größtenteils noch rüstigen Rentner*nnen würde die Miet- und Erhaltungskosten auf ein leistbares Niveau bringen.


Denn, um nochmals eine alte Dame der OWHC zu zitieren: „Es scheint, dass Altenwohnen auf der Idee beruht, dass man plötzlich sein ganzes Leben in eine Zimmerbox packen könne…“

Quelle: Ute Woltron, Spectrum, die Presse, November 2019.

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