Es braucht soziale Durchmischung – nicht nur im Gemeindebau, sondern in der ganzen Stadt.
Das Sozialraum Monitoring vom Institut für Soziologie zeigt es eindringlich.
Das Sozialraum Monitoring ist ein Instrument der soziologischen Forschung. Es unterstützt die Stadtpolitik indem es aufzeigt, wo die verschiedenen Lebenslagen in der Stadt verortet sind. Am besten auf den Punkt bringt es der in der Studie erwähnte Satz: „Die einen wohnen, wo sie können, die anderen, wo sie wollen.“. Das kann, wie in Deutschland, Indices für soziale Ungleichheit hervorbringen, das heißt Tabellen, aus denen herauslesbar ist, wem es wo wie geht, vom Einkommen über die Familienkonstellation bis zum Schulabschluss. Damit kann die Stadtpolitik mit dem Wohnort verbundene benachteiligende Lebensumstände, die es schwer machen, gut und sicher zu leben und heranzuwachsen – sogenannte Quartierseffekte – verbessern.
Die Förderung benachteiligender Stadtteile ist eine wichtige Aufgabe der Stadtverwaltung. Die dahinter liegende existenzielle Aufgabe aber ist es, die Distanzierung der Menschen aufgrund ihres Status hintanzuhalten. Unsere Gesellschaft ist divers, das wollen wir auch wahrnehmen und solidarisch damit umgehen. Die Formel dafür ist: soziale Durchmischung. Wir kennen das Konzept aus der Diskussion um die Einkommensgrenzen im Gemeindebau. Dort darf die Diskussion nicht stehen bleiben, sondern muss auf die ganze Stadt ausgedehnt werden.
Menschen mit hohem Einkommen oder Vermögen wohnen besser als Menschen mit wenig Einkommen. Für manche mag das logisch klingen. Für eine öko-soziale Stadt, für die wir uns einsetzen, ist es das nicht. In den letzten Jahren vergrößerten sich die räumlichen Distanzen der reichen und der armen Wohnbevölkerung (vgl. S. 1010 ff). Das nennt sich Segregation, in manchen Ländern gibt es schon lange Gated Communities und Elendsviertel. Beides gilt es unbedingt zu vermeiden und soziale Durchmischung zu fördern. Das sind die Aufgaben, die das Sozialraum-Monitoring durch seine Beobachtungen und Analysen aufzeigen.
Wohnqualität muss für alle Menschen auf einem hohen Niveau gehalten werden sowie Orte und Gegenden, an denen Menschen wohnen können, für alle zugänglich bleiben. Stadt muss so geplant und gebaut werden, dass wir alle ein gutes Leben in einem lebensfreundlichen Wohnumfeld haben – egal wie viel Geld wir besitzen.
Link zum Sozialraum Monitoring: https://www.researchgate.net/publication/350545540_Sozialraum_Monitoring_Durchmischung_und_Polarisierung_in_Wien
Elisabeth Kittl – Bundes- und Bezirksrätin sowie Obfrau der Grünen Bildungswerkstatt Wien