Radikal wie sonst keine Stadt in Westeuropa: Barcelona

Leerstand über längere Zeit? Spekulation mit Wohnraum? Ab sofort gilt in Barcelona: Wenn eine Firma eine Wohnung nicht vermietet, übernimmt die Stadt die Immobilie!

Auch in der Autonomen Region Katalonien hat die Wirtschaftskrise 2008 verstärkt dazu geführt, dass Firmen auf den Erwerb von Immobilien in Großstädten als Wertanlage gesetzt haben, oft genug mit dem Ziel, durch bewusstes Leerstehenlassen die Mietpreise in die Höhe zu treiben.

Die Mieten sind in Barcelona allein zwischen 2014 und 2017 jedes Jahr um fast zehn Prozent gestiegen. Es gibt bereits seit 2016 ein Gesetz, das es der Stadt ermöglicht, Immobilien, die länger als zwei Jahre leer stehen, in Besitz zu nehmen und zwischen vier und zehn Jahren zu vermieten, bevor sie an die ursprüngliche Besitzerfirma zurückgegeben werden müssen. Bis vor Kurzem ein zahnloses Instrument, das praktisch nie angewendet wurde.

Doch jetzt die Verschärfung: Die Stadt kann sich nun die Immobilien aneignen – und das für 50 Prozent des Marktwertes. Weiters werden Firmen, die im großen Stil Wohnungen leer stehen lassen, Strafzahlungen zwischen 90.000 und 900.000 Euro (!) angedroht.

Anfang August 2020 verschickte die Stadtverwaltung Barcelona Briefe an insgesamt 14 Unternehmen, die in Summe 194 leerstehende Wohnungen besitzen, wie das „Moment“-Magazin berichtet.

Die Firmen wurden aufgefordert, den Leerstand im kommenden Monat zu vermieten. Andernfalls würde die Stadt Schritte einleiten und sich die Immobilien aneignen, um sie an Menschen mit niedrigem Einkommen weiter zu vermieteten.

Was in allen anderen Städten der EU derzeit noch unvorstellbar ist: In einem solchen Fall würden die Unternehmen nur die Hälfte des Marktwerts erhalten!

Share

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Post comment