Wie wohnen wieder leistbar wird?!

Protokoll einer Veranstaltung vom 24. Jänner 2019 in Linz bei den Grünen Linz.

„Ökonomie darf nicht die Oberhand über die soziale Frage bekommen“  

„Das Thema Wohnungsbau ist der Kernbereich, um die soziale Stabilität von Städten zu erhalten“, ist Wulf Daseking, überzeugt. Bei der jüngst von den Grünen Linz veranstalteten Podiumsdiskussion unter dem Titel „Wohnen darf kein Luxus sein – Wie Wohnen wieder leistbar wird“ zeigte der Stadtplaner, Architekt und ehemaliger Oberbaudirektor der Stadt Freiburg auf, warum die Wohnkosten immer weiter steigen und das eigene Einkommen mehr und mehr belasten. „Investoren nutzen die Situation schamlos aus, das sogenannte Betongold macht hier die Runde“, warnte Daseking davor, dass die Ökonomie die Oberhand über die soziale Frage im Wohnbau gewinnt. Die Folgen aus dieser Entwicklung seien bereits absehbar. „Zwar wachsen die Städte, der Mittelstand muss aber immer weiter aus den Stadtzentren hinauswandern“, so Daseking.

Dass die Spekulation mit Wohnraum die Preise für die Allgemeinheit nach oben treibt, kritisierte auch Sophia Hochedlinger, Gemeinderätin der Grünen Linz, im Rahmen der Diskussion. „Dass Grundbedürfnis Wohnen wird dazu genutzt, damit Investoren ihre Gewinne maximieren können. Das ist ein großes Problem.“ Mit dieser Herausforderung ist die Stadt Linz aber nicht alleine. Wie sich die steigenden Mieten und Grundstückspreise in Wien auswirken, schilderte Stadtsoziologin Mara Verlič , die ebenfalls bei der Podiumsdiskussion der Grünen Linz im afo architekturforum zu Gast war. Sie sprach sich unter anderem dafür aus, die Zugangskriterien für Gemeindewohnungen zu novellieren und die öffentlichen Investitionen in diese Wohnanlagen zu erhöhen. Besonders kritisierte sie das ineffektive Mietrechtsgesetz, das zulasse, dass sowohl der Preis- als auch der Kündigungsschutz nicht mehr gegeben seien. „Dadurch geraten die Leistbarkeit und die Zugänglichkeit zu Wohnungen in Gefahr“, so Verlič auf Nachfrage von Tobias Hagleitner, der als Moderator durch den Abend geführt hatte.

Beleuchtet wurde im Verlauf des Abends natürlich auch die Wohnsituation in Linz. Nach wie vor ist die oberösterreichische Landeshauptstadt ein gefragter Wohnort. Von 46.000 Oberösterreicherinnen und Oberösterreichern möchten einer Erhebung aus dem vergangenen Herbst zufolge, 28.000 in Linz wohnen. Dieser Trend hat sich auch in der Stadtentwicklung niedergeschlagen. So sind alleine in den vergangenen zehn Jahren rund 9000 Wohnungen gebaut worden. In den kommenden Jahren ist die Errichtung von 6600 weiteren Einheiten geplant. Elisabeth Pahl vom Management der gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft GWG stellte die wichtigsten neuen Projekte des Unternehmens vor und bekräftigte, dass es dem städtischen Unternehmen ein Anliegen sei, auch künftig leistbare Wohnungen zur Verfügung stellen zu können.

Für Daseking steht fest, dass es in diesem Zusammenhang eine vorausschauende Stadtentwicklungspolitik braucht, damit Wohnen wieder leistbar wird. Um die Kosten zu senken, müssen auch jahrzehntelange Gewohnheiten, etwa der Rolle des Autos in der Stadt hinterfragt werden. „Stadtentwicklung darf nur mehr entlang der öffentlichen Nahverkehrsverbindungen gemacht werden. Gleichzeitig müssen Stellplätze reduziert werden. Diese sind Relikte aus einer Zeit, als es nur ums Auto gegangen ist“, betont der deutsche Stadtplaner und Architekt, der auch die Wichtigkeit einer funktionierenden Beziehung zwischen Stadtplanung und der politischen Ebene hervorhob. Hier sei auch eine gewisse Sturheit notwendig, um Ideen umsetzen zu können, so der frühere Freiburger Oberbaudirektor. „Wenn ich damals mit einer Idee bei der Vordertür hinausgeworfen worden bin, dann bin ich halt zur Hintertür wieder hinein.“

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