Was passiert, wenn der Markt die Mieten bestimmt?

von Dieter Scholz

Der Anteil an Haushalten, die mehr als 40% des verfügbaren Haushaltseinkommen für Wohnen aufwenden, betrug im Jahre 2018 in Österreich 7%, in Deutschland waren es mehr als 17%.

Die Bruttomieten sind in Wien seit 2005 bis 2018 um 55% gestiegen, die Verbraucherpreise um 27% .
In Deutschen Städten: Bestandsmieten rund 16%, Neumieten um 42%, die Verbraucherpreise um 22%.

Die Baukosten im Siedlungs- und Wohnungsbau sind von 2005 bis 2017 um 36% gestiegen, die Materialkosten um 39%. In Deutschland um 27%. Laut Österreichischem Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen machen ausstattungsbedingte Kostensteigerungen zwischen 20 bis 30% des Gesamtkostenzuwachses in Österreich aus.

In Österreich leben 42% in Mietwohnungen, in Wien 76%, Berlin 81%. In Österreich sind 39% Genossenschaftswohnungen, 17% Gemeindewohnungen und 16% Mietwohnungen mit regulierten Mieten. Somit 27% freie Mietzinsvereinbarungen. In Wien 20%. Mit jedem Abriss eines mietregulierten Wohnhauses verschieben sich die Verhältnisse zuungunsten der MieterInnen. Diese Zahlen aus einem Artikel von Mitarbeitern des ECO Austria, dem fundamentalistischem marktgläubigen „Think Tank“, kann man natürlich unterschiedlich beurteilen. ECO Austria bemängelt, dass durch die Regulierungen der Marktmechanismus außer Kraft gesetzt wird. Es hat sich da noch nicht durchgesprochen, dass, wie schon Karl Polanyi (The Great Transformation) 1944 festgestellt hat, es keinen Markt bei nicht unbegrenzt vermehrbaren, lebensnotwendigen Gütern geben kann. Grund und Boden sind solche Güter. Grüne Politik sollte hingegen hier den Prozentsatz von sinnvoll regulierten Mieten (Erhaltungskosten und kleine Rendite) steigern.   Damit nicht, wie Kathrin Schmidberger (Grüne Berlin) bei einer Veranstaltung unserer Bezirksorganisation sagte, Berliner Verhältnisse in Wien Einzug halten (siehe dieser Blog: https://wohnen-leistbar.wien/vergesellschaftung-von-wohnraum-und-andere-instrumente-fuer-leistbares-wohnen/).

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