wohnungspolitik.at
von Michael Josef Seiss
2017 publiziert Martin Lang seine Masterarbeit „Leistbares Wohnen heute und morgen?, Der Wandel des öffentlichen Wiener Wohnbaus im Kontext multiskalarer Neoliberalisierungsprozesse – eine politökonomische Analyse“ im Rahmen seines Masterstudiums Internationale Entwicklung an der Hauptuniversität Wien. Er belässt es jedoch nicht dabei, sondern bringt seine Erkenntnisse online unter „wie-wiener-wohnen.at bzw. wohnungspolitik.at“. In folgendem Blogbeitrag versuche ich das Wesentliche über dieses Projekt zusammenzufassen.
„Leistbares Wohnen ist sowohl ein menschliches Grundbedürfnis als auch ein zentraler Bestandteil der universellenMenschenrechte. Die Frage wie Wohnraum produziert und verteilt wird hängt von zahlreichen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktoren und Dynamiken ab und stellt somit ein hochkomplexes, als auch äußerst sensibles soziales Thema dar.“ (wohungspolitik.at, 10.02.2019)
„Wie die nebenstehende Grafik zeigt, kann mit (…, dem Bevölkerungswachstum) noch lange nicht der massive Anstieg der Wohnkosten erklärt werden: Denn während die Bevölkerungszahl zwischen 2006 und 2016 um ca. 17% stieg, wurden die neu vermieteten Wohnungen im Privatsektor um fast 40% teurer (sozialer Wohnbau: 16-18%). Noch extremer stellt sich die Situation bei den Eigentumspreisen dar, diese verdoppelten sich beinahe innerhalb eines Jahrzehnts.“ (ebd.)
Während alleine schon diese beiden Grafiken sehr erhellend sind findet sich unter „wohnmythen“ eine kritische Stellungnahme zu bekannten Mythen wie:
- „Wer sich keine Miete leisten kann, soll sich eine Wohnung kaufen. Das ist sowieso viel sinnvoller und deshalb sollte die Politik auch das Eigentum fördern.“
- „Wohnen wird doch nur wegen den Flüchtlingen teurer. Wenn wir keine Zuwanderung hätten, wär auch das Wohnen billiger.“
- „In Wien gibt es keine Gentrifizierung und wenn, dann bringt das allen was: Wer will nicht in einem schönen, hippen Viertel wohnen.“
- „Das Problem am Mietsektor ist das MRG (=Mietrechtsgesetz). Eigentümer von Altbauwohnungen verdienen nichts und deshalb werden solche Häuser so oft abgerissen. Die Miethöhe sollte daher unreguliert sein (sog. „marktkonforme Mieten“).“
Auch ein Rückblick auf die letzten 30 Jahre für das Wohnen in Wien wird gegeben. Theoretisch stützt sich Lang auf die kritische politische Theorie, mit Verweis auf die Verbrechen welche in deren Namen auch begangen wurden. Es überrascht allerdings mit diesem Hintergrund nicht, dass bereits die Volksstimme, also ein publizistisches Organ der KPÖ, Inhalte von Lang veröffentlicht hat. Eine parteipolitische Präferenz von Lang lässt sich allerdings nicht herauslesen. Sehr wohl aber sein Bekenntnis zur lenkenden Macht des Staates, mit der wir hier im Wohnblog für das Thema leistbares Wohnen auch einverstanden sind (siehe Blattlinie). Kurzum ist die Seite ein guter Start, um sich mit der Thematik des leistbaren Wohnens zu beschäftigen, denn ohne mit allen Positionen einverstanden sein zu müssen arbeitete Lang wissenschaftlich und dadurch eben nachvollziehbar und objektiv. Die politische Umsetzung überlässt er, zumindest derzeit noch lieber anderen und positioniert sich nicht eindeutig.