San Francisco: Kleininvestoren nehmen den Kampf gegen Immobilienhaie auf
„Affordable housing“, also leistbares Wohnen, ist auch in der Bay Area rund um San Francisco ein großes Thema. Zahlreiche angesagte Arbeitgeber*innen haben sich in den letzten Jahren in der gut sechs Millionen Einwohner starken Metropolregion angesiedelt und die gut bezahlten neu zugezogenen jungen Mitarbeiter*innen sind oft bereit irrwitzige Summen für Häuser und Wohnungen zu zahlen.
Für Durchschnittsverdiener*innen ist Wohnraum im Zentrum von San Francisco praktisch unbezahlbar geworden. Mit einer Ausnahme: Der Tenderloin District, zentral gelegen zwischen Market Street und Nob Hill, ein früheres Industriegebiet mit oftmals grauen, gesichtslosen Mietskasernen und entsprechend schlechtem Ruf, liegt im Ranking der Immobilienpreise auf dem letzten Platz.
Was Immobilienentwickler, wir ahnen es, nicht abschreckt, ihre Fühler Richtung Tenderloin District auszustrecken. Sarah Holder, Journalistin mit Schwerpunkt Stadtpolitik, Arbeit und Wohnen, hat sich in diesem Zusammenhang die Geschichte des rund hundert Jahre alten Hauses 285 Turk Street genauer angesehen.
Eine Geschichte mit möglichem Happy End, denn die Mieter*innen leisten dem neuen Eigentümer, der die Mieten erhöhen und die bestehenden Bewohner*innen aus den rund vierzig Wohnungen drängen möchte, erfolgreich Widerstand.
Zumindest bisher, denn die Chancen stehen gut, dass der städtische “Community Land Trust”, eine gemeinnützige, nicht gewinnorientierten Gesellschaft, das Haus erwirbt und den Bewohnern weiterhin zu den bestehenden Konditionen vermietet.
Wobei der Community Land Trust nicht auf direkte Förderungen der Staates oder der Kommune zurückgreifen kann, sondern über Fundraising, privaten „impact investors“ und zeitlich begrenzte Steuervorteile das notwendige Kapital für den Erwerb einer Immobilie aufbringen muss.
Noch ist das Haus 285 Turk Street ein Pilotprojekt, aber mit dem Potential, sich zu einem vielversprechenden Modell gegen explodierende Wohnkosten und Mieter*innenverdrängung zu entwickeln.
Martin Grabler
Quelle: https://www.bloomberg.com/news/articles/2022-02-18/san-francisco-housing-model-keeps-rent-below-market-rate?utm_source=facebook&utm_content=citylab&utm_campaign=socialflow-organic&utm_medium=social&fbclid=IwAR2W1uqcU6aKi5rE-54Ueh-2dokY8Rc_tsqsvupJrAxbdWhwiqnC20rtHtE